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Emilia Urso
7. Jan. 2025

Künstliche Intelligenz in der Luxushotellerie Teil 1: Potenziale und Einsatzmöglichkeiten

Die Luxushotellerie steht vor zentralen Herausforderungen, die aus den Nachwirkungen der Corona-Pandemie, dem anhaltenden Personalmangel und den steigenden Erwartungen der Gäste resultieren. Durch die zunehmende Technologisierung im privaten sowie im beruflichen Alltag führt die Suche nach innovativen Lösungen vermehrt in den Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI). In diesem Artikel werden KI-Anwendungen untersucht, die das Gästeerlebnis in der Luxushotellerie optimieren können - sei es durch bestehende Technologien oder solche, die noch in der Zukunft liegen. Experten wurden zu den zentralen Vorteilen und Herausforderungen befragt, und ein Blick in die Zukunft zeigt mögliche Entwicklungen sowie wichtige Handlungsempfehlungen. Im Folgenden werden die wichtigsten Ergebnisse skizziert.

Strukturelle Herausforderungen der Luxushotellerie

Als eine Branche, in der Exklusivität und höchste Servicequalität erwartet werden, sieht sich die Luxushotellerie mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert. Um langfristig zu bestehen, müssen Hotels nicht nur exzellenten Service bieten, sondern auch die zunehmende Nachfrage nach Personalisierung und Individualisierung der Aufenthalte erfüllen. Gäste erwarten maßgeschneiderte Erlebnisse, die ihre individuellen Wünsche und Vorlieben widerspiegeln. Da sich die Bedürfnisse der Gäste auch während des Hotelaufenthalts verändern können, sollten die räumliche Umgebung und der Service adaptierbar sein und sich an den individuellen Gästeerwartungen orientieren.

Ein entscheidender Aspekt sind Touch Points, an denen Gäste mit einem Hotel in Berührung kommen - sei es bei der Buchung, während des Aufenthalts oder nach der Abreise. Jeder dieser Kontaktpunkte bietet eine Chance, die Zufriedenheit der Gäste und ihre Wahrnehmung der Marke zu beeinflussen. Ein reibungsloser Ablauf und herausragende Servicequalität sind unerlässlich, um den Gästen das Gefühl zu geben, wertgeschätzt zu werden. In der Luxushotellerie ist die Qualität der Touch Points besonders wichtig, da sie den Unterschied zwischen einem guten und einem herausragenden Aufenthalt ausmachen kann. Umfassende Gästekenntnisse werden in Bezug auf die zunehmende Hybridisierung der Gästestruktur sowie die Anspruchssteigerung hinsichtlich der erlebten Dienstleistungsqualität stets wichtiger.

Doch dieser Anspruch wird zunehmend schwieriger zu erfüllen, insbesondere angesichts des Fachkräftemangels, der es den Hotels erschwert, ausreichend qualifiziertes Personal zu finden und zu halten. Anders als in der Budget-Hotellerie erfordert der Luxussektor eine besonders personalintensive Arbeitsweise. Eine hohe Fluktuation erschwert es, eine wirklich personalisierte Erfahrung zu bieten: Wenn Mitarbeitende häufig wechseln, können tiefgehende Gästekenntnisse** **schwerer aufgebaut werden.

Hierbei können und werden Systeme bereits unterstützend eingesetzt, um Wissen zu dezentralisieren. Der durch die Corona-Pandemie beschleunigte technologische Wandel brachte zahlreiche weitere Lösungen hervor. Künstliche Intelligenz (KI) übernimmt mittlerweile in vielen Häusern und an vielen Stellen wiederkehrende Prozesse und verschafft den Mitarbeitenden mehr Zeit für die Gästebetreuung. Doch in der Luxushotellerie bleibt der persönliche Kontakt weiterhin von großer Bedeutung; Self-Service wird hier von den Gästen nur bedingt akzeptiert.

Gleichzeitig wird die ganzheitliche Vernetzung von Systemen immer wichtiger, da nur so fundierte, datenbasierte Entscheidungen getroffen werden können. Vernetzte Systeme und der Einsatz von KI sind daher entscheidend, um die Herausforderungen der Branche erfolgreich zu meistern und den Gästen weiterhin eine individuelle und hochwertige Erfahrung zu bieten.

Potenziale von KI-basierten Anwendungen

Die Anwendung von KI in der Luxushotellerie bietet ein breites Spektrum an Möglichkeiten zur Optimierung des Gästeerlebnisses. Ein zentraler Vorteil aus dem Einsatz von KI ist die Hyperpersonalisierung des Gästeerlebnisses. Systeme sammeln detaillierte Informationen über Gäste und deren Präferenzen, was es den menschlichen Mitarbeitenden dann wiederum ermöglicht, den Aufenthalt maßgeschneidert zu gestalten und die Gästewünsche aktiv zu berücksichtigen.

Auch auf Seiten der Organisation bringt KI zahlreiche Vorteile. So kann der **Onboarding-Prozess **effizienter gestaltet werden, indem neue Mitarbeitende individuell geschult werden, was auch sprachliche Barrieren abbauen kann. Dies fördert nicht nur die Mitarbeitermotivation, sondern erhöht auch die Zufriedenheit mit der eigenen Leistung. Zudem steigert KI die Attraktivität des Jobprofils. Durch die Automatisierung von Routinetätigkeiten, wie der Bearbeitung von Excel-Listen, können Mitarbeitende mehr Zeit für die persönliche Interaktion mit den Gästen verwenden, was ihre Arbeit abwechslungsreicher und erfüllender macht.

KI fungiert zudem als Multitool zur Prozessoptimierung. Sie hilft dabei, große Datenmengen zu verarbeiten, um Prozesse zu planen und fundierte Vorhersagen zu treffen. Dies steigert die Effizienz in Bereichen wie Personalplanung, Ressourcenmanagement und Preisgestaltung und spart wertvolle Zeit, die für kreative Aufgaben genutzt werden kann. Besonders in Zeiten des Fachkräftemangels unterstützt KI die Optimierung der Prozessabläufe, indem sie den Personalbedarf verringert und Routineaufgaben übernimmt, was eine bessere Fokussierung auf den Gast ermöglicht.

Einsatzmöglichkeiten entlang der Guest Journey

Um von den Vorteilen einer KI-Integration zu profitieren, können Luxushotels konkrete Maßnahmen ergreifen, die das Gästeerlebnis verbessern und gleichzeitig die betriebliche Effizienz steigern.

Vor dem Aufenthalt

Bereits vor dem Aufenthalt eines Gastes bietet der Einsatz von KI großes Potenzial, insbesondere im Bereich des KI-gestützten Marketings. Schon während der Recherche nach einem passenden Hotelaufenthalt kann KI die Ausspielung von Marketingkampagnen personalisieren. Mithilfe von KI-Algorithmen werden Marketingmaßnahmen gezielt an jene Gäste ausgespielt, deren Interessen und demografische Merkmale am besten mit dem Hotelangebot übereinstimmen. Diese personalisierte Ansprache erhöht nicht nur die Wahrscheinlichkeit eines positiven Erlebnisses, sondern langfristig auch die Wiederkehrerquote.

Zusätzlich kann die Integration eines KI-basierten Chatbots auf der Hotelwebseite den Buchungsprozess erleichtern und Direktbuchungen fördern. Indem der Chatbot häufig gestellte Fragen zu Zimmerverfügbarkeit, Ausstattung und Zusatzleistungen beantwortet, spart er Gästen wie Mitarbeitenden wertvolle Zeit. Dabei ist es entscheidend, dass die Gäste jederzeit erkennen können, ob sie mit einem Chatbot oder einem Menschen kommunizieren. Eine klare Kennzeichnung sorgt für Transparenz und schützt das Vertrauen der Gäste, was zu einem stressfreien und positiven Buchungserlebnis beiträgt.

Während des Aufenthalts

Während des Aufenthalts im Luxushotel sind die Qualität und Personalisierung der Dienstleistungen entscheidend für ein positives Gästeerlebnis. KI-Technologien können durchaus für einen Überraschungseffekt sorgen, den Gästekomfort erhöhen und die Gästekommunikation erleichtern. Gleichzeitig besteht jedoch die Gefahr, dass KI den persönlichen Charakter des Erlebnisses beeinträchtigt. Das Ziel ist daher eine Balance zwischen KI-Anwendungen und persönlichen Interaktionen.

Bereits bei der Ankunft kann ein automatisierter Check-In-Prozess durch Chatbots, Voice Assistants oder Gesichtserkennung einen schnelleren und reibungsloseren Start in den Aufenthalt ermöglichen. Die KI übernimmt die Authentifizierung und spart Zeit, während Mitarbeitende die Gäste persönlich begrüßen können.

Im Hotelzimmer, einem zentralen Touch Point der Guest Journey, verbringen Gäste die meiste Zeit. Hier kommen Smart Room Technologies ins Spiel, die ein nahtloses und komfortables Erlebnis ermöglichen. Heutzutage erwarten vor allem technikaffine Gäste, dass ihre persönlichen Smart Devices wie Smartphones mit dem Hotelzimmer verbunden werden können, um Funktionen wie Licht, Temperatur und Jalousien nach ihren Wünschen zu steuern. Über Voice Assistants oder Chatbots können Zimmerfunktionen auch per Sprachsteuerung bedient und Anfragen der Gäste rund um die Uhr beantwortet werden. Der Nutzen von Smart Devices ist jedoch sehr individuell - daher sollten sie dezent und unsichtbar in den Hintergrund integriert werden, ohne aufdringlich zu wirken.

Als wesentliches Instrument der personalisierten Erlebnisgestaltung zählt das automatisierte Gästeprofil, das Daten aus verschiedenen Kanälen und Systemen zusammenführt und die Präferenzen der Gäste analysiert. Dazu zählen unter anderem Kontaktdaten, Aufenthaltsdaten, individuelle Präferenzen, spezielle Interessen und Hobbys der Gäste.

Auf dieser Basis kann das Hotel bereits vor der Ankunft maßgeschneiderte Angebote und Dienstleistungen vorbereiten. Kleine Aufmerksamkeiten, wie personalisierte Geschenke oder individuelle Tischdekorationen, machen den Aufenthalt noch angenehmer und schaffen ein einzigartiges Erlebnis. Neben einem höheren Mehrwert für den einzelnen Gast kann das Luxushotel auch einen Wettbewerbsvorteil entwickeln, indem es die Gästedaten in die Angebotsgestaltung mit einbezieht.

Allerdings stellt der Datenschutz eine Herausforderung dar. Hoteliers müssen sicherstellen, dass die Gäste den Nutzen der Datennutzung verstehen und ihre Zustimmung transparent eingeholt wird, um das Gästeerlebnis ohne Kompromisse in der Privatsphäre zu optimieren.

Nach dem Aufenthalt

Auch nach der Abreise des Gastes bleibt das Luxushotel in der Verantwortung, dem Gast in positiver Erinnerung zu bleiben. Eine der effektivsten Maßnahmen hierfür ist der Einsatz von KI-gestützter Gästekommunikation, die das **Customer Relationship Management **erheblich optimieren kann. Mit Hilfe von KI-Algorithmen können maßgeschneiderte Antworten auf Gästebewertungen generiert werden, die dem Gast vermitteln, dass seine Meinung geschätzt wird.

Ein weiteres Beispiel ist die automatisierte Nachverfolgung von Kundenfeedback, bei der KI dazu beiträgt, Trends und Muster in Bewertungen zu erkennen und dem Luxushotel gezielte Verbesserungen vorzuschlagen. So können Hotels kontinuierlich ihre Dienstleistung optimieren und sicherstellen, dass jeder Gast sich auch nach seiner Abreise weiterhin als wertvoller Teil der Hotelgemeinschaft fühlt.

Durch die Analyse von Gästedaten kann KI auch proaktiv neue Angebote oder Rabatte erstellen, die dem Gast nach seinem Aufenthalt unterbreitet werden - sei es für zukünftige Besuche oder personalisierte Dienstleistungen, die seinen Interessen entsprechen. Diese Art der Nachverfolgung und Kommunikation stärkt die Markenbindung und ermutigt den Gast, das Hotel für künftige Aufenthalte in Betracht zu ziehen.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Luxushotellerie vor der Herausforderung steht, die wachsenden Erwartungen der Gäste zu erfüllen, während der Fachkräftemangel und die Notwendigkeit zur digitalen Transformation immer drängender werden. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz bietet enorme Potenziale, um die Personalisierung und den Gästekomfort zu steigern und gleichzeitig Prozesse effizienter zu gestalten. Doch die Integration von KI erfordert eine sorgfältige Planung, bei der wichtige Schritte wie die Vernetzung von Systemen und der respektvolle Umgang mit Gästedaten berücksichtigt werden müssen. Wie diese Schritte konkret umgesetzt werden können, wird im zweiten Teil dieses Blogposts erklärt.

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Künstliche Intelligenz bei Hotellistat Teil 1: Der Kopf hinter der Magie
Wir erklären wie wir Künstliche Intelligenz in der Hotel Branche anwenden.
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Youssef Farag
13. Nov. 2024